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Sonntag, 1. Mai 2011

Was für eine Nacht...

Ach, hätte ich gewußt, welch weitreichenden Folgen unser Besuch des Marktes zu Nümbrecht gestern haben wird… hätte ich den Kindelein vermutlich diesen Besuch nicht ermöglicht.

Walpurgisnacht“, sagen die einen, „Ende der dunklen Tage“ oder „Tanz in den Mai“ sagen andere. Wie auch immer Ihr diese Nacht bezeichnet, für uns war es auf jeden Fall eine aufregende.

Die Pfade, die unser Heim kreuzen, sind den jungen Rittersleut’ wohlbekannt als heimliche Wege, ihre Maibäume ins Dorfe zu schleppen. Auf ihren motorisierten Ackergäulen tun sie dies auch jedes Jahr auf's Neue. Da mein Gemach zu der Seite just diesen Weges liegt, war an ruhiges Einschlafen erstmal nicht zu denken.

In der ersten Stunde nach Mitternacht kam zudem das Burgfräuleinzu mir geschlichen, um die nächtlichen Unannehmlichkeiten mitzuteilen, die den jüngsten Bruder quälten. Ob er zuviel des Wildschweinbratens verspeist hatte – denn wir hatten den Abend zuvor mit Grillen und Feiern verbracht – oder vielleicht anderweitig krank war, sei dahingestellt.

Da sämtliche Mägde und Knechte aufgrund des Feiertages Ausgang hatten, musste ich mich als Burgherrin selber um die Schweinerei kümmern. Draußen nahm der Geräuschpegel stetig zu. Das Kindelein frisch eingekleidet in des Hausherren Bett verfrachtet, begab ich mich nur mit einem Umhang über mein Nachtgewand bekleidet noch zum Müllplatz, da ich die übel riechenden Reste der abendlichen Mahlzeit nicht innerhalb der Burgmauern aufbewahren wollte.

Was sahen da meine mittlerweile sehr müden Augen? Es machte sich jemand an der Burgmauer zu schaffen! Ich hörte, wie jemand flüsterte: „Das kommt jemand!“ Und anschließendes Hufgetrappel verriet mir, wie mindestens zwei Gesellen in das Dunkle der Nacht flüchteten.

Ich setzte die magische Fackel in Gang, die immer dann aufleuchtet, wenn sich jemand dem Burgtor nähert und verriegelte ganz besonders gründlich sämtliche Türen hinter mir. Danach begab mich noch einmal zu einem der höher gelegenen Burgfenstern, um eine bessere Übersicht über die Geschehnisse zu haben. Der Schrecken vergangener Tage kam wieder hoch, als Wegelagerer unsere Burg heimsuchten. Ganz besonders jetzt, wo der Burgherr im Süden weilt.

Und dann sah ich ihn. Ahnungslos stand er – vom Licht der magischen Fackel hell beleuchtet – vor der Burgmauer, nicht wissend, dass er beobachtet wurde. Er schaute sich suchend um: Vermutlich suchte er die beste Stelle, vielleicht Unebenheiten in der Mauer, um mit seinem Vorhaben zu beginnen. Leise lächelnd zog ich mich vom Fenster zurück. Na, warte – ich habe Dein Gesicht gesehen! Und ich werde Dich jederzeit wiedererkennen!

Lange Zeit lag ich noch wach, den kleinsten Ritter des Hauses neben mir schnarchend, bis ich endlich einschlafen konnte. Es ging wohl schon gegen Morgen, die Dunkelheit verblasste langsam.

Im nunmehr Hellen fanden wir dieses an die Burgmauer gebunden:



Da wirbt der junge Ritter also um die Hand des zweiten Burgfräuleins, das sich nach mittelalterlicher Zeitrechnung ja durchaus im heiratsfähigen Alter befindet….

Den kostbaren Teppich im Wohnraum als Ring benutzend, üben sich die kleinen Ritter des Hauses seit dem Markt gestern im Schwertkampf. Dort ließ ich ihnen Übungsschwerter anfertigen. Als hätte ich geahnt, dass dieses bald notwendig wird. Denn wer weiß, ob sie nicht irgendwann ausziehen müssen, die Ehre des holden Burgfräuleins zu verteidigen, wenn sich der junge Bräutigam etwa als Unhold entpuppt?

Derweil brütet das Tochterkind über das Geheimnis des Bäumchens… wer es wohl gewesen sein könnte? Mögliche Freier gibt es mehrere – aber nur ich weiß, wer es war!

1 Kommentar:

  1. och süß! Zwar hast du eine anstrengende Nacht gehabt, aber alles andere finde ich richtig süß! Na, wie lange läßt du das Burgfräulein zappeln?
    Weiß sie es mittlerweile?
    Liebe Grüße, cornelia

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